Mansour wirbt im Kreishaus für demokratische Werte

Erstellt von Kerstin Kempermann |

Veranstaltung mit Integrationsexperten wird von 150 Gästen besucht

Landkreis Cloppenburg, 4.10.2023 - Integration ist gleich Sprache plus Arbeit minus Kriminalität? Dass diese Gleichung zu kurz greift ist ein Schluss aus dem Vortragsabend mit anschließender Diskussion, zu dem die Integrationsbeauftragte des Landkreises Cloppenburg in Kooperation mit dem Landes-Caritasverband Oldenburg e.V. und der Diakonie im Oldenburger Land kürzlich geladen hatte. 150 Gäste hatten sich im großen Sitzungssaal den Vortrag des Integrationsfachmanns Ahmad Mansour angehört und großes Interesse auch in der Diskussion gezeigt. „Die Themen Migration und Integration sind aktuell wieder Streitthemen. Ich bin sehr froh, dass Herr Mansour mit vielen Beispielen aus seinen Erfahrungen und seiner Arbeit berichtet und damit wertvolle Denkanstöße gegeben hat“, resümierte Dr. Stefanie Föbker, Leiterin der Stabsstelle Bildung, Integration und Demografie.

Ahmad Mansour, gebürtiger Israeli mit arabisch-palästinensischer Herkunft und deutscher sowie israelischer Staatsbürgerschaft, setzt sich in seinem im September 2022 veröffentlichten Buch „Operation Allah. Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“ mit der Rolle des politischen Islam in der Integrationsdebatte auseinander. Aus diesem Buch stellte Mansour einige Thesen vor und hatte auch eine Forderung parat: „Demokratie lebt von Streit, deswegen, bitte streitet euch!“ Wichtig zur Integration seien alltägliche Begegnungen, der Lernprozess aus dem man heraus versteht, warum manche Dinge in einem Land so sind wie sie sind. „Wir haben daraus mitgenommen, wie wichtig es ist, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander ins Gespräch kommen. Gleichzeitig haben die alltäglichen Begegnungsorte wie Schule, Arbeit oder Nachbarschaft eine große Bedeutung “, so Stefanie Föbker.

 

Integration sei nicht die Kopie des Alltags der Menschen im neuen Land, befand Mansour. „Wenn Integration bedeutet, Sonntagabend Tatort zu schauen und nach dem Essen spazieren zu gehen, dann ist bei mir die Integration gescheitert. Integration ist, wenn man die Werte annimmt und versteht. Zum Beispiel Macht abzugeben, wenn man als Mann aus patriarchalischen Strukturen kommt. Integration ist unbequem für viele“, betonte Mansour. Zum Beispiel bedeute Meinungsfreiheit auch, Religion kritisieren zu können. Und unbequem sei auch, es zuzulassen, dass die eigenen Kinder mit anderen Werten aufwachsen als man selbst. Daher sei es wichtig, den Menschen Lust auf diese für sie neuen Werte zu machen, stolz auf das eigene deutsche Wertesystem zu sein und dafür zu werben, statt nur das fremde Wertebild zu kritisieren. „Unser System hier ist nicht schwach. Wir bieten Freiheit, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und viele Chancen“, warb Ahmad Mansour.

Der Erste Kreisrat Ludger Frische hatte in seiner Begrüßung hervorgehoben, dass im Landkreis Cloppenburg Menschen aus über 100 Nationen leben und zu einer Internationalisierung der Gesellschaft beitragen würden. Integration und Einwanderung seien deswegen auch hier auf dem Land ein entscheidendes Thema. „Davon hat der Landkreis meiner Meinung nach deutlich profitiert, auch wenn gewisse Reibungen beim Zusammenleben nicht ausbleiben können“, zog Frische ein Fazit. Für die Wirtschaft im Landkreis seien Arbeitskräfte aus dem Ausland unverzichtbar. Integration sei der entscheidende Schlüssel zu einem guten Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen.

Text: Landkreis Cloppenburg

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